Fünf Spiele, 13 Punkte. Rot-Weiss Essen räumt das Feld in der 3. Liga von hinten auf und bleibt auch nach dem 2:0 gegen den FC Ingolstadt weiter im Abstiegskampf. Nach den Ergebnissen vom Sonntag sind es aber weiter nur zwei Punkte, die RWE vor dem ersten Abstiegsplatz steht, nachdem der VfB Stuttgart II den Spitzenreiter aus Cottbus schlagen konnte.
Losgelöst von aller Euphorie und den Sprechchören für Trainer Uwe Koschinat bleiben nach dem Sieg gegen den FCI einige Erkenntnisse.
Koschinat hat seine erste Elf gefunden. Dies ist ungemein wichtig, denn nur so können sich Automatismen entwickeln.
Hinter der derzeit ersten Elf gibt es bald wieder mehr Optionen, um das Niveau auch beizubehalten. Matti Wagner hat sich sehr gut eingefügt, wenn Torben Müsel oder Thomas Eisfeld zurück sind, sind sie weitere starke Optionen, das gilt auch für Manuel Wintzheimer, der vor seinem Comeback steht.
Kaito Mizuta hat nach seiner Einwechslung gegen Ingolstadt gezeigt, was er am Ball alles kann. Er untermauerte die Worte von Koschinat, der vor dem Spiel sagte, eigentlich müsse Mizuta von Beginn an spielen.
Doch er wollte auch das siegreiche Kollektiv nicht sprengen. Was sich auch gegen den FCI auszahlte. Was dabei auffiel: Die Mannschaft lässt ihr Herz auf dem Platz.
In etlichen Szenen wurde nach gewonnenen Duellen der Kontakt zum Publikum gesucht. Die Kulisse nahm das dankend an. Zudem hat RWE derzeit individuelle Qualität, die Spiele entscheiden kann.
Jakob Golz hat abermals gezeigt, warum er zu den besten Keepern der Liga gehört. Tom Moustier hat nach seiner Seuchen-Hinrunde mit mehreren Verletzungen in Rekordzeit die 3. Liga angenommen. Er hat das Zeug zum Publikumsliebling.
Julian Eitschberger zeigt auf der rechten Seite, dass er bald zurecht in der 2. Bundesliga spielen wird, wenn Hertha BSC nicht erneut den Fehler macht, nicht auf ihn zu bauen.
Und neben all diesen Faktoren muss zur Vollständigkeit auch gesagt werden. Natürlich hat RWE derzeit auch das nötige Glück. Dreimal rettete gegen den FCI das Aluminium. Denn Ingolstadt hat auch gezeigt, warum man zuvor nur eine von 17 Partien verloren hat. Sie hatten viele Chancen, haben gar nicht so viel zugelassen.
Doch RWE zeigte sich richtig effektiv. Auch das kannte man in der Hinserie so nicht von den Essenern. Die aber trotzdem höllisch aufpassen müssen. Denn nach unten ist der Abstand extrem überschaubar.
Das Spiel gegen Ingolstadt hat gezeigt, wie eng alles beieinander ist. Leistungstechnisch ist diese Liga der Wahnsinn. Daher gilt: Glaubt auch nur ein Akteur, dass er aufgrund der letzten Wochen schon was erreicht hat, wird er böse auf die Nase fallen.
Koschinat muss vor allem jedem klarmachen, dass es nur mit dieser Intensität weitergehen kann. Und mit Blick auf die Offensive der Essener muss man hoffen, dass der Rest der Mannschaft so torhungrig bleibt. Denn Dominik Martinovic hat erneut teils glücklos agiert, auch wenn er den Assist von Eitschbergers 2:0 bekommen hat, wo er endlich mal gezeigt hat, was passiert, wenn die erste Ballannahme gelingt.
Vielleicht gibt ihm das Auftrieb, denn auch das haben die letzten Wochen gezeigt: Trifft das Mittelfeld und die Abwehr nicht, kann es vorne schnell schwierig werden, weil es hier derzeit auch kaum Optionen gibt, weil Joseph Boyamba, Moussa Doumbouya oder Kelsey Owusu derzeit nicht in der Verfassung erscheinen, nachhaltig zu helfen.